DAS PROJEKT

Die Medizin befindet sich in einem Umbruch hin zu datenbasierten, personalisierten Therapiemethoden. Viele neue, bahnbrechende Diagnose- und Therapieansätze basieren auf der Auswertung großer bio-medizinscher Datensätze unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz. Zum Beispiel konnten Mitglieder dieses Teams ein proteomisch-multiomisches Vorhersage-Set zur Risikostratifizierung und Therapieallokation bei COVID-19 innerhalb von 4 Monaten bis zur Praxisreife entwickeln. Dies war möglich auf der Grundlage bestehender etablierter Labortechniken, erprobter Algorithmen und einer funktionierenden translationalen wissenschaftlichen Kooperation, in denen Mitglieder des Teams in zwei bestehenden und einem beantragten EU/ERAPermed-Netzwerk, sowie einer regionalen BMBF-Initiative zur personalisierten Medizin bereits zusammenarbeiten.

Große Life-Science und IT-Unternehmen stehen ebenfalls in den Startlöchern. Eine Reihe von Start-Ups arbeitet mit Hochdruck an neuen datengetriebenen Therapien. Die gegenwärtige Situation in der Medizin ist sehr ähnlich zur Situation der IT in den neunziger Jahren, als neue digitale Technologien im großen Ausmaß kommerziell bedeutsam wurden. Es waren damals oft amerikanische Firmen, die das Rennen um kommerziellen Erfolg gewonnen haben. Legendär ist die Geschichte des MP3-Formats, das von der deutschen Max-Planck-Gesellschaft entwickelt, aber in Amerika zu kommerziellem Erfolg gebracht wurde. Dieser Fehler sollte bei der Datenrevolution in der medizinischen Forschung nicht wiederholt werden.

Das Rennen ist offen. Europa und Deutschland sind in vieler Hinsicht sehr gut aufgestellt - bei der politisch-regulativen Begleitung sogar besser als z.B. die USA. Mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gibt es, anders als in Amerika, einen europaweit verbindlichen Rechtsrahmen zur Verarbeitung personenbezogener Daten. Was fehlt ist eine effiziente Infrastruktur zur Erhebung großer, multidimensional verwertbarer Datensätze, die anonymisiert für Forschung und Entwicklung zur Verfügung gestellt werden. An diesem Desiderat setzt unser Vorhaben an.

Wir planen einen interdisziplinären, modular erweiterbaren medizinischen Verbund zu schaffen, in dem alle relevanten biomedizinischen Daten erhoben und digitalisiert werden. Sie sollen in einem Datenpool zusammengeführt werden und anschließend multidimensional für die weitere Forschung und Entwicklung zur Verfügung gestellt werden. Damit könnte ein weltweiter Wissensvorsprung auf diesem Zukunftsgebiet etabliert werden.

Wir wollen den weltweit ersten wirklich „smarten“ Medizinverbund schaffen.

Als Ergebnis dieser erstmaligen Integration stünde ein multi-omischer Datenkern zur Verfügung, der die Risikoprädiktion, gesundheitspolitische Ressourcenallokation und Therapiesteuerung möglich macht. Außerdem könnten Patienten und Ärzte ganz neuartige Informationen über individuelle Biodatenzusammenhänge erreichen.

Zur Integration von Biodaten braucht es das koordinierte Zusammenwirken von Datenschutz, medizinischem Personal, Grundlagen- und Lebenswissenschaften sowie Data Science, Klinikmanagement, Medizingeräteherstellern, IT-Unternehmen und nicht zuletzt der politischen Aufsichtsbehörden. Genau an einem solchen koordinierten Zusammenwirken scheitern momentan selbst Tech-Giganten wie Google. Google Health ist nicht viel mehr als eine Absichtserklärung und tritt auf der Stelle.

Basierend auf bereits vorhandenem Know-how will unser Vorhaben daher ein solches Pilotprojekt interdisziplinärer Koordination initiieren und umsetzen. Damit wird die Grundlage für die weitere Entwicklung und darauffolgende Vermarktung geschaffen. Die erfolgreiche Implementierung des Projekts würde die Region zu einem  Key-player in diesem stark wachsenden Zukunftsmarkt machen, und massiv weiteres Wissen und Hightech-Industrie anziehen.